FINANZAMT ERLANGEN
AUSSENSTELLE WALDMÜNCHEN












Auf dem Grundstück Bahnhofstraße 10 in Waldmünchen entstand ein Erweiterungsbau für die Außenstelle des Finanzamts Erlangen. Der Neubau ergänzt das denkmalgeschützte Bestandsgebäude von 1820, das mit seinem Walmdach, Eckerker und historischer Fassadengestaltung das Straßenbild prägt. Über eine verglaste Verbindungsbrücke ist der Altbau nun direkt mit dem Neubau verbunden.
Städtebaulich reagiert der Neubau auf das schmale Grundstück und die Lage am Rand der historischen Altstadt. Mit klarer, kubischer Form und zurückhaltender Fassadengestaltung tritt er bewusst hinter den Altbau zurück und nutzt die Tiefe des Grundstücks optimal. An Stelle eines ehemaligen Garagengebäudes entstand ein dreigeschossiger Baukörper mit zusätzlichem Kellergeschoss, der sowohl die funktionalen Anforderungen als auch den denkmalpflegerischen Rahmen berücksichtigt.
Die Bauweise folgt einem hybriden Konzept: Stahlbetondecken und -stützen übernehmen Tragfähigkeit und Speichermasse, während hochgedämmte Außenwände in Holzbauweise für Wärmeschutz und ein angenehmes Raumklima sorgen. Vorgestellte Vordächer dienen als konstruktiver Holzschutz und gliedern die Fassade. Die Vorfertigung der Holzelemente ermöglichte eine präzise und zügige Realisierung.
Der Neubau erfüllt den Passivhaus-Standard. Eine hochgedämmte Gebäudehülle, Holz-Aluminium-Fenster, Sonnenschutzsysteme und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung minimieren den Energiebedarf. Die Grundlast wird über Fernwärme gedeckt, ergänzt durch Erdsonden zur Kühlung und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Das Raumprogramm umfasst ein Servicezentrum mit Wartebereich und Empfang, moderne Büroräume, Besprechungsräume sowie Archiv- und Registraturflächen. Mit der Verlagerung des Servicezentrums in den Neubau konnte der Altbau sinnvoll umstrukturiert werden. Im Außenbereich entstanden neue Stellplätze, die Erschließung wurde verbessert und barrierefreie Zugänge geschaffen.
So entstand ein Projekt, das den sensiblen Umgang mit denkmalgeschützter Substanz mit nachhaltiger Bauweise verbindet – ein Beispiel für zukunftsorientierte Verwaltungsarchitektur, das sowohl die historische Stadtstruktur respektiert als auch neue Maßstäbe in Energieeffizienz setzt.
Das Projekt wurde von der Bayerischen Architektenkammer zu den Architektouren 2021 ausgewählt und als herausragendes Beispiel zeitgenössischer Architektur in Bayern ausgezeichnet.
AUFTRAGGEBER
Staatl. Bauamt Regensburg
MITARBEIT
Peter Hickl / Projektleitung
Elisabeth Nürnberger / Bauleitung
Matthias Mühlbauer
PROJEKTPARTNER
Ingenieurbüro für Baustatik Walter Dietrich, Wiesenfelden
Dickert Beratende Ingenieure GmbH, Sinzing
Planungsteam Schmid GmbH, Blaibach
Ingenieurbüro Leiser, Würzburg
FOTOS
Jürgen Krall Photographie